Wohl noch nie war das „mittelalterliche Mainz“ so gut veranschaulicht wie im
„Kaiserjahr“ 2020/2021, das die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) ausgerufen hatte. Die eindrucksvolle Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ wurde bis Mitte Juni verlängert – leider ist sie derzeit aufgrund der Pandemie geschlossen. Parallel hierzu kann das große kulturelle Erbe aber auch digital erlebt werden. Gemeinsam haben der Tourismusfonds Mainz e.V. und die GDKE nun das „mittelalterliche Mainz“ rekonstruiert und innerhalb der MAINZ-App per Virtual Reality – also im vollständig virtuellen Raum – erlebbar gemacht.
So können in der kostenlosen MAINZ-App mehrere digitale 360 Grad-Ansichten des „früheren Mainz“ in den Epochen um 800 und 1250 n. Chr. interaktiv erlebt werden. Die Nutzer finden sich dabei im virtuellen Raum auf dem Marktplatz, dem Liebfrauenplatz, dem Leichhof und rund um den Dom St. Martin und die Kirche St. Johannis wieder. Auch der Innenraum des „alten Doms“ St. Johannis kann per Smartphone oder Tablet in 360 Grad besichtigt werden – und das auch ohne sonstige technischen Hilfsmittel. Erläutert werden die Virtual Reality-Ansichten der jeweiligen Bauwerke und Plätze mithilfe von Info-Boxen und textlichen Erläuterungen.
„Das Kaiserjahr ist für das kulturelle Erbe von Mainz, Rheinland-Pfalz und auch überregional von besonderer Bedeutung. Wir bringen die prägende Geschichte des Mittelalters einer breiten Zielgruppe näher – auch wenn dies in Zeiten der Pandemie physisch nur eingeschränkt möglich ist. Daher bauen wir umso mehr auf innovative und digitale Angebote, um die Historie anschaulich darzustellen und erlebbar zu machen. Die MAINZ-App ist dabei die perfekte Plattform, um mithilfe moderner Technologien ein Stück lebendige Geschichte zu erzählen“, so Dr. Heike Otto, Leiterin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.
August Moderer, Vorsitzender des Tourismusfonds Mainz e.V. und Geschäftsführer der mainzplus CITYMARKETING GmbH, ergänzt: „Mainz punktet mit seiner einzigartigen Lebensart und der prominenten Lage am Rhein. Es ist aber vor allem das große kulturelle Erbe, das die Stadt und seine Menschen bereits seit zwei Jahrtausenden prägt. Daher war es uns ein besonderes Anliegen, nun die mittelalterliche Geschichte der Stadt in der MAINZ-App für Touristen und Bürger erlebbar zu machen. Wir sind dabei sehr froh um den engen Schulterschluss mit den Historikern und den wissenschaftlichen Instituten, die uns bei der Aufarbeitung unterstützen.“
Die Rekonstruktionen des „mittelalterlichen Mainz“ in der MAINZ-App entstanden größtenteils im Rahmen des Projekts „Erstellung digitaler Stadtmodelle“ der GDKE, das federführend vom Architekturinstitut der Hochschule Mainz bearbeitet wurde. Die Innenaufnahmen von St. Johannis stammen von Architectura Virtualis – im Auftrag der Evangelischen Kirche in Hessen in Nassau. Für die MAINZ-App wurden die Rekonstruktionen eigens neu aufgearbeitet und schließlich per Virtual Reality für die App-Nutzer erlebbar gemacht. Die MAINZ-App bietet somit erstmals die Möglichkeit, die digitalen Rekonstruktionen vollumfänglich und in 360 Grad per App zu erleben.
Alle Infos zur MAINZ-App gibt es unter www.mainz-app.de und in den App-Stores. Nutzer, die die MAINZ-App bereits installiert haben und auf das neue Modul „Mittelalterliches Mainz“ zugreifen möchten, können die MAINZ-App am eigenen Endgerät (Smartphone/Tablet) unter „Einstellungen“ bzw. direkt im App-Store aktualisieren.
Zum Hintergrund: Die MAINZ-App
Die MAINZ-App gilt als „digitales Schaufenster“ der Stadt Mainz und wurde 2018 vom Tourismusfonds Mainz e.V., der mainzplus CITYMARKETING GmbH und der Landeshauptstadt Mainz entwickelt.
Neben vielen Informationen und Services für Touristen und Bürger – wie z.B. Veranstaltungskalender, verschiedene Touren durch Mainz, Fahrplanauskunft des RMV sowie eine interaktive Stadtkarte mit Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Einzelhandel, Gastronomie und Unterkünften – liegt ein Schwerpunkt auf der Visualisierung prägender Themen und Epochen des kulturellen Erbes von Mainz. So geben die integrierten 3D-Rekonstruktionen bedeutender Sehenswürdigkeiten und Bauwerke den Touristen und Einheimischen – mittels moderner Technologien wie Virtual und Augmented Reality – einen anschaulichen Überblick über das „historische Mainz“. Die kostenlose MAINZ-App ermöglicht das Erlebnis zahlreicher Bauwerke und Monumente – die größtenteils heute nicht mehr existent sind.
Zum Start der MAINZ-App im Jahr 2018 waren bereits mehrere virtuelle Module integriert – zum einen die Rekonstruktion des „Römischen Bühnentheaters“, zum anderen eine „virtuelle Gutenberg-Tour“ mit mehreren Standorten, die eine wichtige Rolle in Johannes Gutenbergs Leben gespielt haben (u.a. Haus zum Korb, Alte Universität). Gutenberg selbst tritt innerhalb der Modul als „Hologramm“ auf und erzählt seine persönliche Geschichte. Im Jahr 2020 wurde die 3D-Rekonstruktion eines Teils des ehemaligen Judenviertels in der heutigen Klarastraße in der Mainzer Altstadt ergänzt. Nun folgte die Visualisierung des „mittelalterlichen Mainz“ rund um den Dom St. Martin und der Kirche St. Johannis.
Die MAINZ-App gilt in der Tourismusbranche – u.a. durch die Einbindung von Virtual und Augmented Reality – als Pionier im Bereich der Städte-Apps in Deutschland. Die MAINZ-App wurde für den „Tourismuspreis Rheinland-Pfalz“ nominiert und unter die TOP 5 der „besten Projekte des Jahres“ gewählt.
Die MAINZ-App – ein Projekt von: Tourismusfonds Mainz e.V., mainzplus CITYMARKETING und der Landeshauptstadt Mainz
Zum Hintergrund: Drei mittelalterliche Städte im Zentrum Europas als Linked Data
Im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 SHARING HERITAGE fördert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien das Projekt „Erstellung digitaler Stadtmodelle“ der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE).
Mit Hilfe digitaler 3D-Modelle werden die Städte Mainz, Worms und Speyer in den Zeitphasen um 800 und um 1200 dargestellt. Unter Berücksichtigung archäologischer, historischer und bauhistorischer Zeugnisse sollen Wandel und Aufblühen dieser drei Städte am Rhein im Rahmen der europäischen Stadtentwicklung verdeutlicht werden. Zum Aufstieg der bürgerlichen Kommunen trugen ab dem Ende des 10. Jahrhunderts auch die jüdischen Gemeinden entscheidend bei.
Im Laufe des Projekts werden die digitalen 3D-Modelle in einer virtuellen Forschungsumgebung mit den zugrunde liegenden Quellen und Informationen als Linked Data vernetzt. So werden die Städte mit ihren einzelnen Bestandteilen in ihrer historischen Entwicklung nachvollziehbar wissenschaftlich dokumentiert und anschaulich präsentiert.
Quelle: www.kaiser2020.de/landesausstellung/digitale-stadtmodelle